Das Serge Lutens La Dompteuse Encagée: Präsentiert in virtuellen Fesseln und veröffentlicht in Lutens Salons du Palais Royal de Paris
Fesselung und Selbstentfaltung - dieser poetische Duftkontrast prägt auch Lutens Posterkampagne für sein Serge Lutens La Dompteuse Encagée. Die eingesperrte Dompteurin Lutens zeigt sich als Flakon vor einer Steinmauer und, von Fesselungen sanft umschlungen, neben einer lieblichen Fünfrangig-Blume. Darüber hinausgehende Werbemaßnahmen konzipierte Lutens nicht. Denn seine Parfum-Botschaften richten sich an ein ausgewähltes Publikum, das sie alleine durch seine Dufteröffnungen in den Salons du Palais Royal de Paris erreichen - begehrten Szene-Events, bei denen sich Parfum-Gourmets und Fachjournalisten begegnen, um Lutens' Duftkunst zu erleben.
Als Flagship Store und alchimistisches Kabinett zugleich, wurden die Salons 1992 von Lutens gestaltet. Hier erklärt er seine Welt der Gegensätze und Emotionen, wie sie der Fotograf, Verpackungsdesigner, Art Director und Stylist in Duftkunstwerke gießt. Serge Lutens kooperiert bei der Entwicklung und Distribution seiner Nischen-Designdüfte mit dem japanischen Luxuslabel Shiseido. Beide verbindet eine lange Kooperation. 1980 trat Lutens, damals als junger Fotograf und Make-up-Artist, Shiseido bei, um als Kreativdirektor die damals in Europa noch unbekannte Marke zu promoten. Für Shiseido schuf er die bekannten, schwarzen Verpackungsdesigns, die auch auf seine Düftekollektion abfärben - japanisch für europäische Augen, europäisch für Japaner, wie Shiseido-Gründer Arinobu Fukuhara einmal sagte.
Gemeinsam mit seinem Partner, dem Parfümeur Christopher Sheldrake, der für Chanel komponiert, kreierte Lutens 1991 seinen ersten Duft Santal de Mysore - und bereicherte die fernöstliche Luxus-Kosmetikmarke um eine europäische Nischenduft-Kollektion, mit der er sich 2000 selbstständig machte. 2015 übergab er seine Marke Shiseido, um sich in Marrakesch, wo er die meiste Zeit lebt, ganz seiner Duftkunst zu widmen. In Paris eröffnete seitdem eine zweite Dependance in der noblen Rue Saint Honoré, Lutens verlegte sich aufs Blogmarketing.
Dennoch prägt Lutens Parfümerie am historischen Palais Royal bis heute seine Dufteinführungen. Dessen Architekturgeschichte, geprägt vom Geist der Französischen Revolution, inspirierte Lutens, als er sie im Stil eines asiatischen Teehauses einrichtete: als klassisches, west-östliches Duftkabinett, edel und gradlinig, jedoch wärmer und einladender als die benachbarten Nobelboutiquen der Pariser.